Es gibt mehrere Möglichkeiten ein Lied zu komponieren. Je nachdem, an welchem Instrument man sich orientiert. Mir persönlich liegt die Orientierung am Gesang und so möchte ich diesen Weg ein Lied zu komponieren hier vorstellen.
Alles beginnt mit einer Art Schlagvers. Dieser Vers, meinetwegen nur zwei Lines, fliegt uns zu. Tatsächlich. Plötzlich hat man einen Satz, der sich toll anhört und zudem man ein Lied schreiben möchte. Wie es zu diesem Satz kommt, kann ich nicht erklären. Vielleicht ist es einfach die Formulierung eines Gedankens den man immer wieder hat, doch zuvor nicht vermochte ihn in Worte zu pressen . Vielleicht ist es eine Anmaßung, doch ich gehe davon aus das es allen Menschen, nicht nur den Musikern, da ähnlich geht. Der Musiker hat nun die Möglichkeit aus diesem Schlagvers ein Lied zu komponieren. Hier setzt dieser Artikel an.
Das wichtigste bei dem Schlagvers ist der Rhythmus, der Flow. Nicht die Melodie, die lässt sich später sehr einfach festlegen. Wichtig ist, dass der Flow behalten wird. Das Problem bei solchen Schlagversen ist nämlich, dass sie meist im ungünstigsten Moment kommen, an einem Ort an dem es weit und breit kein Instrument, kein Komponiersoftware und kein Aufnahmegerät gibt, auf dass man den Schlagvers aufnehmen könnte. Sinnvoll ist es aufjedenfall den Text des Schlagverses aufzuschreiben, er kann zwar später leicht reproduziert werden, doch nur das Weglassen eines Füllwortes wie "Yeah", das keinen inhaltlichen Zweck erfüllt und deshalb nicht leicht behalten wird, verändert den Flow des Schlagverses. Nützlich ist es außerdem seinen Schlagvers zu analysieren.
Beispiel: Auftakt; 1, 2, 3; auf 3+ eine Pause; auf 4+ der Auftakt für die zweite Line"
Hat man nun später Zeit sich mit seinem Schlagvers zu beschäftigen sollte versucht werden eine Gesangsmelodie für die Lines zu entwickeln.
An der Gesangsmelodie orientiert sich nun die Rhythmusgitarre, die verschiedene Stellen des Textes betont.
Beispiel: In der Gesangsmelodie ist auf 2 ein A, auf 3 ein G, beide Stellen werden gesanglich betont, die 2 ist eine Art Vorbetonung für die 3. Die Rhythmusgitarre spielt nun auf 2 einen A-Powerchord, auf 3 einen G-Powerchord.
Jetzt sollte das Schlagzeugspiel, dass ja eigentlich den Rhythmus vorgibt, entwickelt werden. Das Schlagzeug spielt zunächst den typischen Rockrhythmus: Die geschlossene HiHat wird durchgängig auf den Achteln gespielt, die Bass-Drum auf 1 und 3, Snare auf 2 und 4. Dann werden die verschiedenen Betonungen berücksichtigt.
An unserem Beispiel: Auf 2 ist eine Vorbetonung für 3, die HiHat auf 2+ wird weggelassen. 3 wird mit einem Becken betont. Außerdem haben wir auf 4+ einen Auftakt, da wird dann eine zusätzliche Bass-Drum gespielt.
Nun der Bass. Am einfachsten ist zunächst eine Bassline in durchgängigen Viertel- (Walking Bass) oder Achtelnoten. Dabei sollten die Powerchords die die Rhythmusgitarre spielt berücksichtigt werden. Harmonien ergeben sich hier durch die zwei Noten des Powerchords. Außerdem kann, je nachdem welche Stimmung das Lied vermitteln soll, die Note genutzt werden, die den, dem Powerchord entsprechenden, Dur- oder Mollachord bestimmt.
An unserem Beispiel: Der Bass orientiert in der ersten Hälfte des Taktes am A-Powerchord, in der zweiten Hälfte am G-Powerchord der Rhythmusgitarre. Das Tongeschlecht soll neutral bleiben, der Bass Achtel spielen. Der Bass spielt a-e-A-e-g-d-G-d.
Sollten im zweiten Takt andere Powerchords die Harmonie bestimmen, sollte der Übergang des ersten in den zweiten Takt entsprechend modifiziert werden, die letzte Achtel des ersten Taktes sollte sich der ersten Achtel des zweiten Taktes annähern, dies kann durch eine tatsächliche oder eine harmonische Annäherung geschehen.
Beispiel tatsächliche Annäherung: ... -e | d- ... wird zu ... -#d | e- ...
Beispiel harmonische Annäherung: ... -h | g- ... wird zu ...-c | g- ... Erklärung: G ist die reine Quinte von C, die Ergänzung im C-Powerchord.
Die Melodie der Leadgitarre kann sich ziemlich frei an den vorgegebenen Harmonien der anderen Instrumente orientieren. Eine Möglichkeit ist es, dass die Gesangsmelodie modifiziert nachgespielt wird. Gibt es wie in unserem Beispiel eine Pause im Gesang kann dort ein kurzer Fill gespielt werden.
Anmerkungen: Ich bin in Musiktheorie nicht besonders bewandert. Begriffe die ich mir hier ausgedacht habe um bestimmte Ideen zu beschreiben (Schlagvers, tatsächliche Annäherung/harmonische Annäherung, ...) sollten wohl besser offiziell nicht verwendet werden, es könnte leicht zu Missverständnissen kommen.
Sonntag, 27. Januar 2008
Komponieren: Orientierung am Gesang
Eingestellt von Johnny um 14:13
Labels: Komponieren, Musik
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